Mein Gespür für Räume
Ich war im Außendienst unterwegs. Jeden Arbeitstag besuchte ich etwa zwei Architekturbüros. Zu dieser Zeit betreute ich Architekten, Bauingenieure und Fachplaner mit einer guten Branchensoftware, die den Anwendern half Bauprodukte zu recherchieren und Ausschreibungen einfacher und rechtsicherer zu erstellen. Architekten sind eine feine Klientel, von dem einen oder anderen ganz wichtigen Starbüro einmal abgesehen. Profunde, bodenständige Leute, immer bemüht Lösungen für Herausforderungen zu finden. Wenn Du einen berufenen Planer vor Dir hast, ist das immer wieder ein Erlebnis, denn sie sind ein Paradebeispiel für Manifestation. Aus einer Idee wird etwas Reales. Wenn ein Architekt auf Bauland steht und sich die Vorstellungen seines Bauherren anhört, entsteht in seinem Kopf sofort ein Bild, die Idee, das Konzept des Hauses. Dann verdichtet er diese Idee, indem er sie zu Papier bringt, heißt er zeichnet Pläne und macht die Ausschreibungen für die Handwerker. Dann verdichtet er die Idee weiter, indem er in der Bauleitung mit den Handwerkern für die letztliche Realisation des Hauses sorgt. Diese Form des Erschaffens oder diese Umgebung von Kreativität empfand ich immer als sehr inspirierend.
Uns so stand ich dann, meist mit einer Tasse Kaffee in der Hand, vor den Plänen, oft in 2D, also auf Papier, oder in 3D als räumliches Modell. Ich wusste nach kurzer Zeit in welchem Haus sich die Leute wohl fühlen würden und in welchem nicht. Das ist bis heute kein Vorgang des Verstandes. Es ist ein hinein versetzen mit der Fragestellung: „Wie ist das Gefühl in diesem Raum?“ Es ist ein Erspüren, ein Erfühlen, etwas Intuitives. Nur das Du es richtig verstehst. Am weitesten kommst Du, wenn Du Verstand und Intuition zusammenarbeiten lässt. Mein Verstand staunte über meine intuitive Wahrnehmung. Wie er halt so ist, warf er zwei Fragen in den Raum. Was sind die Hintergründe dessen, was ich wahr nehme? Wie kann ich das in die Welt bringen? Nochmal Architektur studieren? Nein, das hätte eine Menge Fachwissen gebracht, jedoch nie die tieferen Ebenen der Wahrnehmung erschlossen. So kamen Feng Shui, Vastu und das Rutengehen in mein Leben. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.